Wie klein ist groß genug? Kompaktes Wohnen auf 60 Quadratmetern.
Innenräume auf das Wesentliche konzentriert
großflächige Verbindung mit Außenraum in alle drei Sonnenrichtungen
einfache Konstruktion aus Holz und Lehm
kleine Wohnfläche im Winter, große Aufenthaltsfläche im Sommer
77 qm
Oyudari Bulgan, Maelle Le Dantec,
Alma Reuter, Johannes Reuter,
Wencke Schoger, Ruth Walter
Werner Huthmacher
Einbaumöbel
Kochen, Essen, Leben und Arbeiten – der wilde Garten ist immer Teil des Erlebens
Die Westfassade rahmt den Blick auf die alten Scheunen.
Wie klein ist groß genug?
Für zwei? Für vier? Und für zwei Gäste?
Für Wochenenden? Für Wochen? Für Monate? Für Jahre?
Wir lieben die Herausforderung, auf geringer Fläche viel Raum zu entwickeln.
Genügt im Winter wenig Wohnfläche, wenn sich das Haus im Sommer zum Außenraum öffnet und vergrößert?
Eine Auseinandersetzung mit dem Archetypus einer Behausung: klein und abstrakt, aber der menschlichen Wahrnehmung folgend: archaischer Zugang über eine Brücke, weiter Blickwinkel, Schlafräume geschützt und erhöht, weites Schutzdach, gebaute Ruhe.
Zwei winzige Schlafräume, kaum größer als das Bett, je eines zum Morgen und Abend. WC und Duschbad-Miniatur teilen sich die Mitte auf der erhöhten Eingangsebene, die sich breit in den Wohnraum hinabstuft. Dem Verlauf der Sonne folgend ist der Raum in drei Richtungen verglast, vollkommen offen und doch beschützend durch die hohe Rückwand und das weit auskragende Dach.
Hintereinander zwei Sanitärräume mit Tageslicht, das WC an der Außenwand, das Duschbad innenliegend, durch eine transluzente Glaswand an das vorgelagerte WC anschließend. Knappe Raumabmessungen und doch großzügig durch die funktionale Trennung.
Die Raumstruktur für die Handlungs- und Funktionsdichte ist kompakt und der Flächenbedarf für Konstruktionen, Leitungen, Querungen konzentriert; mit Bedacht jeden Zentimeter nutzen. Erst nach geduldiger Planung erscheint das Haus am Ende klar und einfach.
Die geringe Nutzfläche von 60 Quadratmetern relativiert sich durch großflächige Verglasungen zur umlaufenden Terrasse, kleine, leichte Möbel und die Wandelbarkeit der Einbauten, die sich wie das Haus vergrößern und verkleinern lassen.
Die breiten Schiebetüren der Glasfassaden weiten im Sommer den Raum bis in die Natur – Freiheit und Leichtigkeit prägen das Lebensgefühl.
Das Minimalhaus hat keinen Keller, dafür auf ganze Länge einen Höhenversatz, der unter sich und seinen Sitzstufen allerlei Stauraum bietet. Tiefe Schubkästen und ein drittes Doppelbett lassen sich darunter rollen, Vorräte können kühl gelagert werden. Die breite Treppe ist ausfahrbar, um weiteren Stauraum zu erreichen. Flache Einbauten über den Auszügen öffnen sich mit Klappen auf zwei Höhen als Tische und zusätzliche Arbeitsflächen. Betten und Beistellmöbel sind in einfachster Bauweise aus Dreischichtplatten gefertigt. Der Stauraum genügt dem Wichtigen, alles andere ist entbehrlich.
Das Haus ist gut gedämmt, die Glasfassade dreischichtig. Im Winter von der Sonne beheizt, genügt ein Kaminofen. Die unterseitig gedämmte Stahlbeton-Bodenplatte speichert Wärme oder Kühle. Im Sommer schützt die weit kragende Dachplatte vor zu viel Sonne, ebenso die Außen- Vorhänge, die die gesamte Terrasse umhüllen können und den verschatteten Innenraum vergrößern.
Die Innenwandflächen der leichten Holzkonstruktion sind mit Lehm verputzt. Boden-, Wandflächen und Waschtisch im Duschbad aus rauem Muschelkalk.
Robiniendielen auf Terrassen, Böden und Treppen widerstehen mit Ihrer Dichte und Härte der starken Belastung, die die Durchlässigkeit zwischen Innen und Außen mit sich bringt. Auch Schubkästen und freistehender Küchenblock sind aus diesem Holz. Die intensiven Rottöne der lebhaften Robinie bestimmen das Bild, ergänzt durch hellgraue Lackierungen und unbehandelten braunen Lehm.
Kleinsthäuser bergen die Gefahr, Raumgrößen einfach nur nach unten zu skalieren. Es bedarf jedoch im Ausgleich intelligenter Ideen, Licht, Luft und Ausblick, multifunktionaler Ausstattungen und Wandelbarkeit, Details, die wir gerne benutzen, Materialien, die wir gerne berühren. Kleiner Raum muss sich in seinen Funktionen wie ein Bühnenbild ständig verformen lassen. Für die Erlebenden ist es ein ständiges sich Verhalten zum Raum.
Reuter Schoger
Architektur Innenarchitektur Part mbB
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14052 Berlin
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