mit Aalto im Allraum
einfühlsame Sanierung einer denkmalgeschützten Ikone der Nachkriegsmoderne im Berliner Hansaviertel
XXX qm
Johannes Reuter, Wencke Katharina Schoger
Werner Huthmacher
Einbaumöbel
monolithische Einbauküche aus Mineralwerkstoff
neuer Estrich verbessert den Trittschallschutz und wird durch Schliff und Versiegelung veredelt
Im Zentrum des Hansaviertels steht das 8-geschossige Wohnhaus von Alvar Aalto. Bei der Sanierung galt es, abseits gängiger Wohnungsbaustandards, unprätentiös und zeitgemäß auf Aaltos Architektur einzugehen, ohne in einen Retro-Stil zu verfallen.
Das Hansaviertel ist ein denkmalgeschütztes Ensemble inmitten Grünanlagen und Freiflächen am westlichen Rand des Berliner Tiergartens. Es wurde im Rahmen der internationalen Bauausstellung INTERBAU BERLIN 57 – vor über 50 Jahren errichtet. Seitdem gedeiht in der damaligen „Stadt von Morgen“ der von den Landschaftsarchitekten Hermann Mattern und Hertha Hammerbacher gestaltete Außenraum. Je nach Wetterlage und Jahreszeit erzeugt er in den Wohnungen vielfältige Farb- und Lichtstimmungen. Besonders bei Aalto ist das harmonische Ineinandergreifen von städtebaulichem Ideal der durchgrünten Stadt und den funktionalen Wohnungsgrundrissen spürbar. Schlafzimmer, Küche und der zentrale „Allraum“ umfassen von drei Seiten eine zimmergroße Loggia, großzügig lenkt sie den Blick auf die Weite draußen. Diese Qualität haben wir gesteigert.
Die weiße Außenhaut des Gebäudes zieht sich in die Loggia und wird im Innenraum fortgeführt. Bei bedecktem Himmel entfalten zarte Töne an Wänden und Decke ihre Farbigkeit, an sonnigen Tagen erscheinen sie weiß: In der Küche gelb, im Allraum rosa. Aalto, so steht es im damaligen Katalog der INTERBAU, habe besondere Sorgfalt auf die Ausstattung seiner Wohnungen gelegt und alle mit Einbauschränken versehen. Das setzen wir fort. Die neuen Einbaumöbel treten gestalterisch zurück und werden erst auf den zweiten Blick erkannt. Die monolithische Küchenzeile ist vollständig aus fugenlosem Mineralwerkstoff gefertigt. Im Eingangsbereich, in der Küche und im Bad interpretiert geschliffener und versiegelter Estrich den gegossenen Terrazzo der 50er Jahre. Zusammen mit dem niveaugleich verlegten, sandfarbenen Linoleum nimmt der Estrich das feine Farbenspiel auf.
Im innenliegenden Bad wird der Ton des Linoleums durch farbgleiche Putzflächen und Fliesen aus unglasiertem Feinsteinzeug aufgenommen. Die Installationssockel für Waschbecken und WC haben wir getrennt, kubisch geformt und mit raumhohen Einbauschränken ergänzt, die breiten Fugen dazwischen geben Tiefe. Kreisrund scheint das Licht durch den großen Spiegel einer Schranktür. Der Leuchtenkörper selbst bleibt verborgen.
Oberhalb der Zimmertüren haben wir die Wände geöffnet und rahmenlose Verglasungen als Oberlichter eingesetzt. Die kompakten Räume wirken nun größer und der Allraum dank seitlichem Streulicht noch heller. Die gut erhaltenen originalen Einbauschränke behielten unverändert ihren Platz. Auch einige der Leuchten sind original, darunter eine, die der Bauherr zwischen dem entsorgten Hausrat eines Nachbarn fand.
Reuter Schoger
Architektur Innenarchitektur Part mbB
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